Festschrift zum Jubiläum von W. Kündig & Cie AG

51 AUSSERDEM II einer auf und schreit «Ganbei». Das heisst den Schnaps in einem Zug trinken. Rechnerisch trinke ich also immer das Zehnfache eines Chinesen. Also sagte ich, ab sofort trinke ich nur, wenn alle mitmachen. Nach fünf Runden war das Spiel dann beendet, weil bereits ein paar am Boden lagen. Man musswissen, dass die Chinesen nicht viel Alkohol vertragen. * * * 1977—1984: ANDRÉ André war einer der fünf grössten Getreidehändler der Welt. In seiner Zeit bei André arbeitete Heinz Wunderlin ein Jahr in London, drei Jahre in den USA und am Hauptsitz in Lausanne, wo er Barter- und Dreiecksge- schäfte verantwortete. Bilaterale Verträge über den Warenaustausch zwischen Russland und Indien ent- hielten unter anderem Morcheln, die die Russen in Indien kaufen mussten — aber nicht haben wollten. Dieses Problem hat Heinz Wunderlin gelöst mit einem Disagio und darauffolgender Umleitung der Pilze nach Europa, wo diese Delikatesse trendig war und entsprechend begehrt. Wunderlin vermittelte Morcheln unter anderem auch an Kündig. Kurz bevorWunderlin André verlassen hat, feierte das Unternehmen sein 100-jähriges Bestehen — mit Musik, Speis und Trank auf einem grossen Schiff auf dem Genfersee. Während das Schiff bis heute auf dem Lac Léman auf Kurs ist, ist André nur ein Jahr nach der Party untergegangen wie einst die «Titanic». Dass die Kündig Gruppe ihr 100-Jähriges nicht auf dem Schiff abhält, kommt also nicht von ungefähr. 1984: KRÄUCHI Auf seine sieben Jahre bei André folgte für Heinz Wun- derlin ein kurzes Intermezzo bei der Firma Kräuchi. Der Patron, Werner Kräuchi, warWilly Kündigs Kompag- non und Geschäftsführer, bis er im Jahr 1962 sein eigenes Unternehmen gründete und zum Konkurrenten wurde. Heinz Wunderlin hat diesen Mann in Erinnerung als «imposante Persönlichkeit, 80 Jahre alt, halb blind, gelähmt, aber geistig absolut wach und voll dabei». 1985—1988: BINDSCHEDLER Drei Jahre war Heinz Wunderlin Getreidehändler bei der Firma Bindschedler in Zürich. Bei seinemWechsel zu Kündig liess es sich Bindschedler schriftlich geben, dass Wunderlin sich fortan aus dem Getreidehandel heraus- halten werde. 30 JAHRE HEINZ WUNDERLIN— DIE MEILENSTEINE BEI KÜNDIG 1988—2020: KÜNDIG 1991: Gründung der Kündig Budapest als Reaktion auf den Mauerfall. Wunderlin wurde Geschäftsführer. 1996: Kauf der Tomatenpulverfabrik in Kecskemét, Ungarn. Wunderlin verantwortete dort fortan den Rohwareneinkauf und die Verkaufsleitung für das Pulver. 1997: Gründung von Kündig Hamburg, Ausbau des Tiefkühlgeschäfts in Deutschland. 2007: Kauf der Mehrheit an BGM und BioSteril in Ritschenhausen D: Wunderlin war Geschäfts- führer, Troubleshooter und Krisenmanager und führte parallel auch die Kündig Gruppe als CEO. 2009: Gründung des Joint Ventures mit der Familie Lichtinger in Bayern für eine Trocken- zwiebel-Produktion. Wunderlin baute die Vermarktung auf. 2017: Gründung der Kündig Bio Agrarrohstoffe, kurz KBA, in Berlin. 2020: Stabübergabe an die nächste Generation. * * * WUNDERLINS FAZIT: «Erfolg ist nur möglich, wenn die Menschen mitmachen. Unsere Akquisitionen wie Neugründungen entstanden aufgrund persönlicher Beziehungen und wurden schliesslich wichtige Säulen unserer Strategie. So haben wir funktioniert: flache Hierarchien, schnelle Informatio- nen und gegenseitiges Vertrauen. Ich freue mich sehr über das, waswir in den vergangenen 30 Jahren erreicht haben.» * * *

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