Festschrift zum Jubiläum von W. Kündig & Cie AG

25 BLICK ZURÜCK Aus heutiger Sicht macht der Fokus auf Bio-Anbau die Kündig Gruppe zur Pionierin. Sie war der Zeit damit klar voraus, wie im Firmenarchiv schwarz auf weiss dokumentiert ist: Da befinden sich Antwortschreiben von selbstsicheren Einkäufern, die «Bio» Ende der Achtziger als Hype belächelten, auf den sie nicht reinzufallen gedächten, und von skeptischen Detailhändlern, die «erst einmal die Entwicklung abwarten» wollen, bevor sie Regale umräumen. Beirren liess man sich bei derW. Kündig Cie. AG nicht. Im Gegenteil: Das Engagement für biologische Landwirtschafts- produkte wurde laufend und höchst konsequent auf- und ausgebaut. Heute macht der Bio-Anteil im Sortiment mehr als die Hälfte aus. «Bio» à la Kündig heisst übrigens auch, dass jede Bio-Charge, ganz gleich ob mit Getreide, Gemüse oder Ölsaaten, zum Erzeugerbetrieb rückverfolgbar ist. «Bio ist bei uns niemals anonym», sagt Beat W. Kündig. Aus dem Schweizer Getreideimporteur Kündig war ein weltweit tätiger Handelsbetrieb mit grosser Aktivitätsspanne geworden. Dazu gehörte seit Mitte der Neunzigerjahre auch ein Tomatenpulver-Sprühturm der Kon- servenfabrik Kecskemét. Diese Anlage stand 1995 zum Verkauf. Davorwar sie in Besitz desUS-Giganten H.J. Heinz Company (heute The Kraft Heinz Company), der sie zuvor vom ungarischen Staat abgekauft und auch die Kündig Gruppe mit Tomatenpulver versorgt hatte. Als H.J. Heinz Company entschied, die Fabrikation stillzulegen, hatte Kündig keine Wahl: «Wir waren gezwungen, diese Anlage zu kaufen, denn wir hatten Lieferver- träge», sagt Beat W. Kündig. Zum Beispiel mit dem Suppenhersteller Knorr respektive dessen «Herrn Direktor Kuster», dem Kaufmann nach altem Schrot und Korn. Ihm lieferte Kündig ausser Pilzen und getrockne- ten Zwiebeln jährlich auch 300 Tonnen Tomatenpulver aus Kecskemét. Mit dem Erwerb der Fabrik handelte sich die Kündig Gruppe die Heraus- forderung ein, fortan über 1000 Tonnen Tomatenpulver zu vermarkten. Das Glück spielte für Kündig: Die Fabrik in Kecskemét war im ganzen CEFTA-Zollraum die einzige, die Tomatenpulver herstellen konnte. Alle Suppenhersteller, die nach dem Fall der Mauer nach Osteuropa expan- dierten, waren rein aus zolltechnischen Gründen auf diese Produktion angewiesen … Mit dem Erwerb des Tomatenpulver- Sprühturms inUngarn handelte sich die Kündig Gruppe die Herausforderung ein, fortan 1000 Tonnen Tomatenpulver zu vermarkten.

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