Festschrift zum Jubiläum von W. Kündig & Cie AG

19 1983 trat Beat W. Kündig als Vertreter der 2. Kündig-Generation insUnter- nehmen ein. Nach Militärdienst und Studiumwar er in den USA zum Getreidehändler ausgebildet worden. 1978 hat er Nicole Torriani, die Tochter von Vico Torriani und heutige Verwaltungsrätin derW. Kündig & Cie AG, geheiratet und war beim Aromen- und Duftstoffhersteller Givau- dan unter Vertrag. Dort hätte er die Verkaufsverantwortung für Skandina- vien übernehmen können, als er vor die Entscheidung gestellt wurde, entweder sofort ins Familienunternehmen einzusteigen oder es ganz zu lassen. Das Ultimative kam nicht von ungefähr: Der amtierende Ge- schäftsführer Ferdinand Tobler und sein Stellvertreter standen kurz vor der Pensionierung (siehe Interview Seite 52). Der Handel mit kontingentiertem Getreide war zu dem Zeitpunkt bereits auf demWeg zur Marginalie, und Beat W. Kündig übernahm die Verant- wortung für den Trocken- und Tiefkühlbereich mit Produktenwie Him- beeren, Aprikosen, aber auch getrockneten Tomaten und Pilzen. Letztere wurden zu einem Meilenstein: Im Auftrag von «Herrn Direktor Kuster», dannzumal Leiter des Einkaufs beim Suppenhersteller Knorr, bereiste Beat W. Kündig im Jahr 1986 Indien und Pakistan und erstellte zuhanden von Knorr eine Übersicht zu den dortigen Produzenten von Morcheln. Als Gegenleistung für diese Transparentmachung und in Form eines Gentleman-Agreements orderte Knorr fortan rund 50 Prozent des Morchelbedarfs bei Kündig. Eswaren jeweils etliche Tonnen pro Jahr. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 änderte sich das Geschäft für Kündig abermals von Grund auf. Staatshandelsgesellschaften wurden aufgelöst, Exklusiv-Verträge gekündigt, fortan konnte wieder direkt bei den Produzenten eingekauft werden. Für Kündig wichtige Produkte dieser Zeit waren unter anderem tiefgekühlte Himbeeren, Süssmais oder Erbsen, aber auch Tomatenpulver und -konzentrat. Diese wurden fortan direkt bei den Produzenten eingekauft. Im Getreidebereich handelte Kündig mit den Bauern Anbauverträge aus, beteiligte sich zudem an führenden Kühlhäusern mit ihren modernen Mais- oder Erbsenverarbei- tungsanlagen, die frisch geerntete Rohware in einem Durchlauf zu tief- gekühlten Produkten verarbeiteten. Diese wurden mehrheitlich als Private Labels an Schweizer Grossverteiler verkauft. BLICK ZURÜCK Neue Weltordnung, neues Geschäfts- modell: Ab Anfang der 1990er-Jahre handelte Kündig in Ungarn mit Bauern Anbauverträge aus und beteiligte sich an führenden Kühl- häusern.

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