Festschrift zum Jubiläum von W. Kündig & Cie AG

17 Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1990 war die Ära der Import-Kon- tingente. Diese wurden unter anderem dazu genutzt, um Aussenhandels- bilanzdefizite zwischen der Schweiz und Ungarn, Polen oder Jugoslawien auszugleichen. Dafür handelten Regierungen untereinander Gegenge- schäfte aus im Stil von «Medikamente gegen Getreide». Auch hier spielte Willy Kündig eine wichtige Rolle: Er fädelte solche Deals ein und wickelte sie auch ab. Die Margen beim Getreide waren zu jener Zeit zwar klein und natürlich nicht verhandelbar. Dank sehr grossen Mengen blieb das Geschäft für Kündig dennoch interessant. Am 24. Juni 1972 starb der Firmengründer und Patron Willy Kündig nach längerer Krankheit. Sein langjähriger Angestellter und Vertrauter Ferdi- nand Tobler übernahm die Führung desUnternehmens und vertiefte weiter, wasWilly Kündig seit den Sechzigerjahren aufzubauen begonnen hatte. Dazu zählten insbesondere die engen Bande nach Ungarn. Im Mai 1975 zum Beispiel lud die W. Kündig, patronisiert von der ungarischen Botschaft, ins Zürcher Restaurant Kaufleuten ein, um ungarische Produkte unters – Schweizer – Volk zu bringen. An der «Ausstellung mit Degusta- tion» gab es Spezialitätenwie Schweinsgulasch und gefüllte Peperoni zum Probieren. Ferdinand Tobler referierte über «Die ungarische Konserven- industrie» und lieferte eindrückliches Zahlenmaterial als Beleg für die Power der ungarischen Konservenindustrie. Die Anzahl Beschäftigter etwa war von 6000 im Jahr 1950 auf 30’000 im Jahr 1974 explodiert. Und die der Konservenproduktion von 46’000 Tonnen im Jahr 1950 auf 700’000 Tonnen im Jahr 1974. Tobler krönte die hohen technologischen und quali- tativen Standards dieser Industrie mit der Bemerkung, die Fortschritte seien «nicht zuletzt auch den schweizerischenWünschen zuzuschreiben». Ab Mitte der Achtzigerjahren gab es in Osteuropa erste Anzeichen einer Liberalisierung im Aussenhandel. Auf einmal konnten auch branchen- fremde Staatshandelsgesellschaften Exportlizenzen beantragen, was zu teilweise recht bizarren Konstellationen führte: Hungaroseed hatte auf einmal frische Himbeeren als Exportartikel im Angebot und die Chemo- limpex tiefgekühlte Erbsen. In dieser Zeit führte Kündig erste Private Labels ein. An der Grundstruktur der Produktion und des Handels änderte sich hinter dem Eisernen Vorhang vorläufig aber nichts. BLICK ZURÜCK Die Zeit nach dem ZweitenWeltkrieg bis 1990 war die Ära der Import-Kontingente und der sogenannten Gegengeschäfte. Vorne stets mit dabei: Firma Kündig als «Dealmaker».

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